Vor der Tür des Kilimanjaro International Airport erstreckt sich Afrika so, wie es einem in den Dokumentarfilmen der öffentlich-rechtlichen oder N24 immer dargestellt wird. Staubig, weite Flächen mit gelbem Steppengras und vereinzelten Akazien, bunte Lehm- und Wellblechhütten, umherwandernde Einheimische – meist Massai mit Ihrem Vieh. Einige winken und lachen, einige schauen eher grimmig drein. Ich fühl mich pudelwohl in eine neue, bisher für mich unbekannte Welt einzutauchen. Mama Africa, here I am!
Das Bild der Landschaft ändert sich erst als wir zwei Tage später die Serengeti erobern. Doch zunächst machen wir auf dem Weg zur Serengeti am Ngorogoro Krater einen Zwischenstopp und das Safari Warm-Up bei wilden Buschmännern. Sie Leben in einem Naturschutz Reservat in der Gegend um den Ngorogoro Krater, sind hauptsächlich Jäger und Sammler und laden uns ein, mit ihnen auf die Pirsch zu gehen. Dabei beobachten wir sie dabei, wie sie geschickt kleine Spatzen erlegen und mehr oder weniger erfolgreich (in Bezug auf Relation von Aufwand und Ertrag) ihre Beute einkassieren. Ich bekomme einen sehr krassen Eindruck davon, wie das Leben vor so ungefähr 20.000 Jahren gewesen sein muss, als iPhones und WiFi noch nicht an jeder Straßenecke verfügbar waren und die Reise von Frankfurt zum Fuße des Kilimanjaro wohl auch noch mehrere Monate in Anspruch genommen hätte. Irgendwie waren mir die drahtigen Jungs und Mädels sympathisch, sie bieten uns den Fang des Tages (gegrillter Spatz) zum probieren an und meine Femme Fatal und ich greifen zu. Schmeckt eher nach Wild und gar nicht nach Hühnchen und auch gar nicht schlecht.
In meinem Kopfkino stelle ich mir das wildromantische Nomadenleben dieser Buschmänner vor und wie ich darin meinen Platz finden könnte. Wenn ich allerdings ehrlich bin, würde ich wohl nach einer Woche aufgeben, denn Müsli, Salat und Schnitzel einfach im Supermarkt zu kaufen ist irgendwie weniger anstrengend.
Wir überqueren den Ngorgoro Krater im Morgengrauen und sehen, dass wir nichts sehen. Dichte Wolken und Nebel verschleiern den Blick auf atemberaubende Ausichten und Regenwald. Luis unser Guide, Entertainer und Fahrer tröstet uns, dass es auf dem Rückweg bestimmt besser wird. Der Schlingel wusste da glaube ich schon mehr als wir.
Dann geht es ab in die Serengeti und vor allem wird es kurz nach der Einfahrt auf das Ngorogoro Areal wilder, denn ab jetzt gibt es Wege nur noch in Form von Schotterpisten. African Massage! Oh Boy! Die Landschaft ändert sich im Stundentakt. Regenwald, Savanne und Steppe, dann endloses Land. In der Sprache der Masai „Siringitu“. Ich bin sprachlos und freue mich wie ein kleines Kind, meine Femme Fatal quitscht auch mehrfach, als sie Löwen, Geparden, Zebras, Büffel, Elefanten, Leoparden und Giraffen sieht. Abends tun mir die Augen weh, vom weiten spähen in diese unendlichen Weiten. Okay – der Staub der Straße steuert auch seinen Teil dazu bei, aber hauptsächlich habe ich mir im wahrsten Sinne des Wortes die Augen aus dem Kopf gestarrt.
Die nächsten drei Tage verbringen wir im Serengeti Wild Camp, einem stationären Zelt-Lager, dass nur den nötigsten Komfort bietet den man (und Frau) so braucht. Es ist alles ein wenig Basic und warmes Wasser gibt es für 5-10 Minuten in der Zeit zwischen der Rückkehr von der letzten Ausfahrt und dem Abendessen. Aber ich liebe diesen Ort, denn das nächste Camp oder die nächste Lodge ist mindestens 3 km weit entfernt. Rund um das Lager herrscht nur noch Wildnis.
Die Abenden verbringen wir am Lagerfeuer und lauschen den Legenden und Geschichten von Luis. Die Tage verbringen wir damit in unserem Toyota Land Cruiser durch die Serengeti zu rumpeln und Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Es ist unglaublich friedlich und ich merke wie meine Seele diese Natur aufsaugt, um sie für härtere Zeiten in der sogenannten Zivilisation zu konservieren.
Irgendwann müssen wir wieder zurück zu dem Ort an dem die Safari angefangen hat. Wir fahren noch mal durch den Ngorogoro Krater und sehen den letzten Vertreter der Big Five, das Nashorn. Allerdings sehr weit entfernt und man erkennt es eigentlich nur im vollen Zoom Modus der Kamera, dass es sich wirklich um ein Nashorn handelt. Tja ein wirklich gutes Fernglas hätte vielleicht mehr erkennen lassen. Später am Tag bekommen wir unsere Chance den Ausblick auf den Krater zu erhaschen, welcher uns bei der morgendlichen Überfahrt im Nebel verborgen blieb. Luis grinst schelmisch über beide Ohren als hätte er es gewusst. Naja scheinbar fährt er die Tour nicht zum ersten Mal. Am Ende der Safari sind wir sogar stolz wie Oscar, als wir nun auch endlich die inoffizielle Nationalhymne Tansanias auswendig kennen.
Jambo! Jambo Bwana! Habari gani? Mzuri Sana.
Wageni! Mwakaribishwa Tanzania, Hakuna Matata.(Sinngemäß: Hallo! Hallo Mister! Wie geht es Dir? Sehr gut. Fremder, herzlich Willkommen in Tansania. Mach Dir keine Sorgen.)
Ha! Hakuna Matata, No Worries, diesen Spruch sag ich gern!
Zeit Abschied zu nehmen von der Serengeti, Ngorogoro und Luis. Der Flug zum nächsten Ort leitet einen Szenenwechsel ein: Zanzibar! Die African Massage fordert Tribut und meine Femme Fatal und ich wollen noch ein paar Tage an weißen Sandstränden unter Kokospalmen unsere Knochen neu im Körper sortieren. Stone Town entführt uns in die Welt der Gewürze und wir verirren uns mehr als einmal in den verwinkelten Gassen dieser für uns unglaublich schönen Stadt. Es ist als entdeckt man hinter jeder Ecke eine neue Welt und irgendwann haben wir den Dreh mit der Orientierung auch raus. Die Tage in Nungwi und Makunduchi sind wenig abwechslungsreich und wir wälzen uns hauptsächlich in der Sonne, im Meer oder im Pool, sehen Sonnenunter- und -aufgänge und erproben täglich die beste Strategie um die Beach Boys abzuwehren.
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