Drei Wochen Buenos Aires, ich brauch mal eine Pause vom lernen, muss mal frische Luft schnappen, entspannen und einen Gang zurückschalten, wozu mach ich schließlich Urlaub?! Zudem hatte ich ja noch das Ticket wegen Iberias Check-In Glücksspielchen in der Tasche. Nach der Sprachschule mache ich mich also ab zum Hafen, checke am Buquebus Terminal auf der Expressfähre nach Colonia ein und fahre von dort dann mit dem Bus nach Montevideo. Das Hostel liegt in einer netten Gegend, nur 5 Minuten vom Strand entfernt, genau das was ich brauche. Am Abend meiner Ankunft lerne ich Andy und Adam kennen und wir versacken in einer der Barillas in Pocitos, verdrücken ein paar Steaks und sind so gegen 4 Uhr Morgens wieder im Hostel; Das mit der Entspannung muss ich noch lernen.
Nur ein paar Stunden später lacht mich die Sonne frech-fröhlich an und ich mache mich auf den Weg zum Strand. Unglaublich, Montevideo hat so um die 1,5 Mio Einwohner, aber die Strände sind bei diesem fantastischen Wetter fast menschenleer. Entweder mögen die Einheimischen die Sonne nicht oder sie sind alle im Urlaub, jedenfalls hab ich genug Platz um mich ein paar Stunden in den Sand zu werfen und meinen zweiten Sonnenbrand zu kultivieren. Der Nachmittag lockt mit einem kleinen Spaziergang durch die Altstadt und abends radel ich mit Seeed im Ohr und einem Chromfahrrad dem Sonnenuntergang entgegen. Montevideo ist im Gegensatz zu Buenos Aires eine ruhige Stadt, gemütlich und nicht so hektisch. Abends kommen die Menschen dann doch aus ihren Verstecken und die Strandpromenade füllt sich mit Leben, es wird lebendig in den Straßen und die nächste Bar lockt mit einem Bier, Andy und Adam auch, ach zum Teufel mit der Entspannung.
Für den nächsten Tag kratze ich meine sieben Sachen und mein Spanisch zusammen und mache mich auf den Weg zum Buquebus Schalter. Meine Mission: Die Busverbindung nach Colonia tauschen, damit ich noch ein paar Stunden in dem Ort umherschlendern kann. Scheinbar versteht man mein Gebrabbel, die Check-In Lady zelebriert noch eine Show des „Och nööö, der Bus ist aber doch schon so megavoll“ und am Ende lande ich doch im Bus, der insgesamt 40 Plätze hat von denen fünf belegt sind… ich frage mich was voll in diesem Land wirklich bedeutet, denn meine Füße kann ich ohne Bedenken in alle Himmelsrichtungen ausstrecken und belästige trotzdem noch keinen meiner Sitznachbarn, höchsten mit meinem Geruch. Denn ein Teil meiner Socken haben in den Höhlen einer chinesischen Wäscherei ein neues Zuhause gefunden und dummerweise hab ich nur ein T-Shirt zum tauschen mitgenommen. Auch eine komplette Dose Axe später war nicht mit dem gewünschten Anziehungseffekt zu rechnen.
Colonia ist niedlich, eine Stadt mit einem historischen Altstadtkern, einer Festung und einem Leuchtturm (nach finnischem Vorbild – was auch immer das wieder heißt). Ich nehme alle drei Attraktionen mit und schlender ohne Hast durch die Gäßchen, hüpfe auf den Mauern umher und zwänge mich mit gefühlten tausend Menschen die Treppe zum Leuchtturm hinauf. Die Sonne brennt erbarmungslos auf mich nieder, ich brauch was Kühles, schnappe mir also ein Bier und ein Chivito Sandwich und setze mich auf einem netten Plätzchen unter einen Baum. Es schleicht sich die Entspannung wie ein Tiger von hinten an, überfällt mich mit Mattigkeit und während ich so vo mir hinschlummer, vergesse ich fast das ich noch mit der Fähre zurück nach Buenos Aires muss! Diesmal mit der Non-Express-Fähre, dafür mit esoterischem Animationsprogramm und Nachhilfe in Astrologie auf dem Oberdeck.
Ich meine die Venus zu sehen und suche vergeblich den großen Wagen, das einzige Sternbild das ich auf anhieb erkenne. Doch die Südhalbkugel bietet andere, neue Bilder und es ist wie mit den Eindrücken die ich unterwegs sammel, sie sind auch gänzlich verschieden zu dem was mir von Zuhause bekannt ist und ich bin gespannt was da noch kommt. Also lege ich mich auf den Rücken, lausche dem Rauschen der Wellen und dem Stampfen des Schiffsmotors und schaue verträumt in den Himmel.
0 comments on “Rumschippern auf der Suche nach Entspannung” Add yours →