Die Seele ist ein merkwürdiges Pflänzchen, eine sehr lange Zeit kommt sie ohne Wasser aus, aber dann braucht es nur ein paar Tropfen und sie ist wieder erfüllt und glücklich. Gemessen an diesem Maßstab, ist die Seele wohl ein Kaktus! Und Wasser hat es dieser Tage genug, also im übertragenen Sinn, denn die Sonne brennt hier erbarmungslos mit 28° Grad auf meine sensible, völlig ungebräunte, kalkweiße Haut.
Das Leben dieser Stadt zieht mich in seinen Bann, es ist erstaunlich wie schnell man seinen gewohnten Rythmus komplett über Bord wirft um sich einen neuen anzueignen. So geschieht es, dass ich gerne früh aufstehe, in der Schule verzweifelt versuche den Sinn der spanischen Sprache zu erfassen um dann Nachmittags dröge auf der Terrasse zu lümmeln oder ein wenig durch die Gassen von San Telmo zu schlendern. Nachts erwache ich dann zu neuem Leben und lasse mich von dem bunten Treiben in den Gassen in den Bann ziehen. Der Kaktus namens Seele saugt gierig das Wasser auf, versucht es zu speichern um es in eine Blüte namens Glückseligkeit zu verwandeln. Denn ich fühle mich so befreit und unbeschwert wie selten zuvor. Manchmal fliegt ein Hauch von Wehmut vorbei, weil ich diese Momente gerne unmittelbar Teilen möchte, mit denjenigen die mir am Herzen liegen und an die ich oft denke. Ich greife ihn auf und schau ihn mir an, aber diesmal ohne Betroffenheit, weil ich merke das sich etwas in mir verändert.
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